Einführung in die Homöopathie
1.
Was ist Homöopathie?
Homöopathie ist ein
Naturheilverfahren so wie auch Akupunktur und Pflanzenheilkunde.
Dabei vertraut man auf die
natürlichen Selbstheilungskräfte des Körpers. Diese zu aktivieren und zu
stärken ist Ziel der homöopathischen Behandlung.
2.
Wie wirkt Homöopathie?
Homöopathische Arzneimittel wirken nicht nur auf ein
einzelnes Organ, sondern auf den ganzen Menschen. Gerade deswegen sind
sie in der Lage, sowohl körperliche wie auch seelische Probleme zu beeinflussen.
Außerdem versetzen sie uns in die Lage, mit den vorgegebenen Bedingungen
unserer Umwelt (Luftverschmutzung, Nahrung, Streß,
usw.) besser zurechtzukommen.
Akute Erkrankungen, wie z.B.
Erkältungen und kleinere Verletzungen, kann auch der Laie mit ein wenig
Anleitung selbst behandeln. Homöopathische Mittel bringen hier oft schon nach
Stunden Linderung und heilen dann sehr schnell ab.
Die Behandlung chronischer
Erkrankungen sollte man dem erfahrenen Homöopathen überlassen. Die Wahl des
chronischen Mittels erfordert gute Arzneimittelkenntnisse. Auch ist die
Beurteilung des Heilungsverlaufs nicht ganz einfach.
Oftmals stellt man fest, dass
im Heilungsprozeß zuerst die Gemütslage besser wird,
bevor die körperlichen Symptome sich bessern. Auch passiert es häufig, dass
alte Symptome kurzzeitig nochmals auftreten. All das sind Heilreaktionen, deren
Beurteilung viel Erfahrung voraussetzt. Oftmals kann ein unbeteiligter
Außenstehender dies objektiver als Angehörige des Kranken.
3.
Wie finde ich das richtige homöopathische Arzneimittel?
Homöopathische Arzneimittel heilen beim Kranken genau
die Symptome, die sie beim Gesunden erzeugen, d.h. nimmt ein
Gesunder ein Mittel ein, so wird er eine große Anzahl Symptome bei sich
entdecken. Die Gesamtheit dieser Prüfsymptome nennt man das Arzneimittelbild.
Je mehr Übereinstimmungen es
gibt zwischen den Symptomen des Kranken und dem Arzneimittelbild, umso
wahrscheinlicher ist eine Heilung.
Beispiel: Küchenzwiebel (Allium cepa)
Wer Zwiebel schneidet bekommt
wundmachenden Fließschnupfen mit milden Tränen und Stirnkopfschmerz. Die
Symptome bessern sich in frischer Luft und werden schlechter drinnen.
Bei Patienten mit genau
diesen Schnupfensymptomen wirkt Allium cepa heilend.
Das heißt aber umgekehrt
auch, dass Allium cepa bei
allen anderen Arten von Schnupfen wirkungslos ist.
Um eine gute Wirkung zu
erzielen, müssen wir also die Symptome des Patienten in Übereinstimmung bringen
mit einem Arzneimittelbild.
Wir brauchen möglichst genaue
Angaben über den Schnupfen.
Wir brauchen vollständige
Symptome.
Zu einem vollständigen
Symptome gehören Angaben über:
- Ort
- Aussehen des Sekrets (gelb,
grün, weiß, dick, eitrig, fadenziehend)
- Empfindung (brennend,
stechend, drückend)
- Zeiten
- Wodurch besser oder
schlechter? (Modalitäten)
- Auslöser (kaltes, feuchtes
Wetter, kalter Wind, Ärger, Trauer)
- Begleitsymptome (Was tritt
gleichzeitig auf ?)
- Gemütsverfassung (reizbar,
weinerlich, anhänglich)
4.
Dosierung im Akutfall
- 1 mal 5 Globuli
(Kügelchen) auf die Zunge geben, langsam lutschen,
vorher und nachher möglichst 15 Minuten
nichts essen und trinken
- bei sehr akuten Zuständen
zusätzlich:
5 Globuli in 200ml
Wasser geben, mit Plastiklöffel ca. 40 mal umrühren
davon alle 10 Minuten 1 Schluck trinken
nicht länger als 1 Stunde einnehmen, danach
abwarten
je akuter der Zustand, umso schneller die
Wirkung (Minuten bis wenige
Stunden)
bei Besserung: Einnahme sofort beenden und
erst bei erneuter
Verschlechterung wiederholen
Die meisten Fehler passieren, weil man zu ungeduldig
ist und das Mittel zu
oft wiederholt oder zu schnell wechselt!!
5.
Homöopathische Behandlung
5.1 Homöopathische Behandlung von kleineren Verletzungen
Jede Wunde, ganz gleich ob
sie anschließend homöopathisch behandelt wird oder nicht, sollte gereinigt,
desinfiziert und gegebenenfalls verbunden werden.
Nachdem man eventuelle
Fremdkörper mit einem möglichst keimfreien Gegenstand aus der Wunde entfernt
hat, reinigt und desinfiziert man die Wunde mit 1%iger wässriger
Calendulatinkturlösung oder Kaliumpermanganatlösung
(korrekte Wundversorgung).
Das wichtigste homöopathische Mittel für
alle Arten von Verletzungen ist Arnica C30.
Es stoppt Blutungen
(innerlich wie äußerlich), lindert den Schmerz und verhilft zu schnellerer
Wundheilung.
Man wendet es an bei
Gehirnerschütterung (Arzt!), inneren Blutungen (Arzt!), Quetschungen,
Zahnextraktionen, Prellungen, Verstauchungen, Muskelkater, usw..
Verletzungen von
nervenreichem Gewebe (z.B. Fingerkuppe) sind sehr schmerzhaft und reagieren
sehr gut auf Hypericum C30.
Rhus toxicodendron ist das
wichtigste Rheumamittel, hilft aber auch sehr gut bei Verrenkungen,
Verstauchungen und Hexenschuß, wenn der Schmerz zu
Beginn der Bewegung schlimmer ist und bei fortgesetzter Bewegung nachlässt.
Insektenstiche, besonders
wenn sie stark anschwellen, rot und heiß werden und Kälte lindert,
werden durch Apis C30
gelindert.
5.2 Homöopathische Behandlung von Fieber
Ein ansonsten gesunder Mensch
darf auch einmal fiebern!
Entscheidend sind die Dauer
des Fiebers, die Begleitsymptome und der Allgemeinzustand.
Fieber ist eine Heilreaktion
des Körpers gegen die Krankheit. Die meisten banalen Infekte heilen auch ohne
unser Eingreifen. Unterdrückt man das Fieber, nimmt man dem Körper die
Möglichkeit zur Selbstheilung. Fieber ist keine Krankheit sondern ein Symptom.
Den sich durch das Fieber
ankündigenden Infekt kann mit Hilfe folgender Mittel jedoch leichter und
schneller überwinden:
- Belladonna C30:
plötzliches, hohes Fieber, erweiterte
Pupillen, heiße schwitzige Haut, Benommenheit
- Aconitum
C30:
plötzliches, hohes Fieber, Haut trocken,
ängstlich, Folge von scharfem trockenem Wind
- Ferrum
phosphoricum C30:
hohes Fieber ohne weitere Symptome, kein
Krankheitsgefühl
- Eupatorium
perfoliatum C30:
hohes Fieber schon morgens um 7 Uhr, alle
Muskeln schmerzen, wie zerschlagen
- Gelsemium:
langsamer Krankheitsbeginn, benommen, dösig,
erschöpft, bei schwülem Wetter
Gesunde Menschen dürfen bis
40C fiebern.
Bei Kindern mit
Fieberkrämpfen in der Vorgeschichte ist Vorsicht geboten. Besser frühzeitig
Fieber senken.
Immer auf ausreichend
Flüssigkeitszufuhr achten (besonders bei Säuglingen)!
Wadenwickel, wenn Fieber sehr
hoch und homöopathisches Mittel nicht in kurzer Zeit hilft.
Länger anhaltendem Fieber
ohne ersichtliche Ursache beim Arzt abklären lassen.
Homöopathisches Mittel nicht
ständig wechseln. Manchmal hilft abwarten.
Wenn ein Patient sehr
benommen wirkt und das Mittel nicht inerhalb
kürzester Zeit (Minuten) wirkt, bitte zum Arzt gehen.
Leidet ein Kind
unverhältnismäßig stark, so setzt man homöopathische Mittel natürlich auch
schon bei mäßig hohem Fieber ein.
Ein fiebernder Patient
braucht Bettruhe.
5.3 Husten, Schnupfen, Heiserkeit
Akute Erkältungskramkheiten
sind oftmals gut mit Hausmitteln zu lindern. Warum mit Kanonen auf Spatzen
schießen? Die Wirksamkeit homöopathischer Arzneimittel darf nicht unterschätzt
werden.
Treten allerdings
Komplikationen auf wie Nasennebenhöhlenentzündungen oder Mittelohrentzündung
oder handelt es sich um eine generelle Erkältungsneigung, so ist eine
homöopathische Behandlung sinnvoll.
Suchen Sie ein passendes
Mittel für die akute Erkrankung. Für die langfristige Behandlung einer solchen
Erkältungsneigung und chronischer Erkrankungen im Allgemeinen sollten Sie einen
ausgebildeten Homöopathen aufsuchen.
Bewährte Hausmittel bei
Erkältungen:
- Nasendusche mit Salzwasser
- Inhalationen mit
Erkältungssalben (nicht gleichzeitig mit Homöopathika
wegen möglicher
Antidotierung)
- Bettruhe, verwöhnen lassen
5.4 Erbrechen und Durchfall
- Pulsatilla
C30:
Folge von Überfressen, weinerlich,
anhänglich, durstlos, friert, will frische Luft
- Arsenicum
album C30:
Folge von Lebensmittelvergiftung, unruhig,
sehr ängstlich, trinkt häufig kleine Schlucke,
friert, braucht Wärme, brennende Schmerzen,
Brechdurchfall
- Nux
vomica C30:
reizbar, friert, Folge von Maßlosigkeit,
empfindlicher Magen
- Podophyllum
C30:
explosionsartiger Durchfall, übelriechend
Immer auf ausreichend Flüssigkeitszufuhr
achten, besonders Säuglinge sind schnell ausgetrocknet (Lebensgefahr!).
Fertige Elektrolytlösung (Oralpädon) oder:
Pro Durchfall 200ml Wasser
mit 1 Teelöffel Zucker und 2 Messerspitzen Salz.
Hausmittel bei Durchfall: Tee
aus getrockneten Heidelbeeren (Beeren 20 Minuten kochen).
6. Grenzen der Selbstbehandlung
- sehr hohes
Fieber, das nicht sofort auf homöopathisches Mittel reagiert
- Patienten mit
chronischen Erkrankungen
- starke
Blutungen
- Verdacht auf
innere Blutung oder Gehirnerschütterung
- erstmaliges
Auftreten einer Erkrankung
- große Wunden (sollten
fachgerecht versorgt werden)
- unklare
Diagnose
- keine
Besserung nach angemessener Wartezeit oder gar Verschlimmerung
- extremer
Flüssigkeitsverlust
- Benommenheit
-
Krampfzustände
- immer wenn
wir unsicher sind, ein ungutes Gefühl haben oder unsere
medizinischen Fähigkeiten nicht ausreichen
bei Besserung Einnahme sofort beenden und erst bei erneuter
Verschlechterung
wiederholen
7.
Antidotierung
Bestimmte Substanzen heben
die Wirkung homöopathischer Arzneimittel auf (Antidotierung). Diese sollten
während der homöopathischen Behandlung gemieden werden
Auch sollte das Fläschen mit dem homöopathischen Arzneimittel nicht in der
Nähe solcher Substanzen gelagert werden. Dazu gehören:
Campher, Menthol, Pfefferminz (fast alle stark
duftenden ätherischen Öle), Kaffee
8.
Erstverschlimmerung
Gelegentlich tritt nach der
Mittelgabe eine kurze
Erstverschlimmerung der Symptome ein. Diese ist eine Heilreaktion und
verschwindet nach kurzer Zeit wieder von selbst.
Mittel nicht mehr
wiederholen. Wahrscheinlich war das Mittel sehr gut gewählt und es kommt zu
einer raschen Heilung.
9. Heilreaktionen
- Patient wird ruhiger oder
schläft ein
- Appetit oder Durst kehren
zurück
- wieder klares Bewusstsein
- rasche Besserung nach
anfänglicher Verschlimmerung
10. Unterdrückung
Homöopathische Arzneimittel
sind hochwirksam!
Nicht ständig Mittel wechseln oder zu oft einnehmen.
Dadurch erzeugt man
Arzneimittelprüfsymptome.
Nicht jeden Schnupfen
behandeln, sondern dem Körper die Möglichkeit zur Selbstheilung geben.
Die Behandlung von
Hautausschlägen erfordert besondere Umsicht, damit es nicht zur
Symptomverschiebung von der äußeren harmlosen Ebene auf innere Organe kommt.
Das kann auch bei anderen
harmlosen Erkrankungen passieren.
Beispiel: Unterdrückter
Heuschnupfen kann zu Asthma führen
11. Selbstbehandlung während
konstitutioneller Behandlung durch
Therapeut-/in
Bei der homöopathischen
Behandlung erstellt Ihr Therapeut ein individuelles, wohldurchdachtes
Behandlungskonzept, das Sie durch die Einnahme weiterer Arzneimittel gefährden
könnten. Deshalb die Bitte vieler Homöopathen:
Falls Sie in Behandlung sind,
sprechen Sie sich mit Ihrem Therapeuten ab.
11. Literaturliste
Stratmann, Haschenburger:
Hilfsmittel während
homöopathischer Behandlung
ISBN 3-9807016-0-3
Werner Stumpf
Kinder mit Homöopathie
natürlich behandeln
ISBN 3-7742-2274-6
Carola und Ravi Roy
Kranke Kinder mit Homöopathie
behandeln
ISBN 3-426-76130-0
Carola und Ravi Roy
Homöopathischer Ratgeber
Schulschwierigkeiten
ISBN 3-929108-19-4
Erika Scheiwiller-Muralt
Homöopathie bei akuten
Erkrankungen und Notfällen
ISBN 3-437-55911-7
Dr. Andrew Lockie und Dr. Nicole Geddes
Homöopathie Hausbuch
ISBN 3-405-15652-1
Dr.med. Norbert Enders
Homöopathische Hausapotheke
Sehr empfehlennswert!!
Sven Sommer
GU Kompass Homöopathie
ISBN 3-7742-3114-1